„Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“, wusste bereits Thukydides. Aber auch wenn unsere Präferenzen unterschiedlich sind, gibt es dennoch allgemeingültige Merkmale, die ein Gesicht für unsere Augen schön erscheinen lassen. Doch woher kommen diese Vorlieben? Sind sie von der Gesellschaft anerzogen?
Forscher gingen bisher davon aus, dass Präferenzen für ein bestimmtes Aussehen erst im Laufe der Jahre durch die Umwelt und insbesondere die Medien erlernt werden. Wie verschiedene aktuelle Studien zeigen konnten, können Babys Gesichter anhand ihrer Attraktivität diskriminieren. Grundlage dieser Studien waren Bilder von männlichen und weiblichen Gesichtern unterschiedlicher Ethnien, die zunächst von verschiedenen Erwachsenen anhand ihrer Attraktivität eingestuft wurden.
60 Babys, 35 Jungen und 25 Mädchen, im Alter von 6 Monaten nahmen an einer Studie der Universität Austin teil. Ihnen wurden sowohl männliche als auch weibliche Gesichter präsentiert. Die männlichen Gesichter waren rasiert und alle Gesichter hatten einen neutralen Gesichtsausdruck. Die Bilder beider Geschlechter wurden so gewählt, dass Haarlängen und –farben in beiden Attraktivitätskategorien in ähnlicher Häufigkeit vorhanden waren.
Die Babys saßen vor einem Monitor auf dem Schoß ihrer Mütter. Auf dem Monitor wurde den Kindern stets ein Pärchen aus einem attraktiven und einem unattraktiven Gesicht – entsprechend der Einteilung durch die Erwachsenen – eines Geschlechts präsentiert. Die Mütter trugen verdeckte Brillen, damit sie die Stimuli nicht sehen und die Kinder nicht beeinflussen konnten. Ein Licht und ein Geräusch wurden benutzt, um die Aufmerksamkeit der Babys auf den Monitor zu lenken. Sobald das Kind den Monitor anblickte, wurde ein Attraktivitätspärchen präsentiert. Die Reihenfolge der Bilder wurde genauso variiert wie die Position der Bilder in den einzelnen Pärchen, um Effekte durch die Präsentation zu vermeiden.
Unter dem Monitor war eine Kamera angebracht, die die Blickrichtung und -dauer der Babys erfasste. Es zeigte sich, dass weibliche und männliche Gesichter länger angeschaut wurden, wenn diese attraktiver waren. Außerdem zeigte sich, dass gleichgeschlechtliche Gesichter bevorzugt angeschaut wurden. Mädchen schauten also länger auf weibliche und Jungen auf männliche Gesichter.
Ein weiteres Experiment mit Bildern von Babygesichtern zeigte dieselbe Bevorzugung von attraktiven Gesichtern. Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass eine Präferenz für attraktive Gesichter angeboren zu sein scheint.
Quelle:
Langlois, Judith H.; Ritter, Jean M.; Roggman, Lorri A.; Vaughn, Leslie S. (1991): Facial Diversity and Infant Preferences for Attractive Faces. In: Developmental Psychology (27), S. 79–84.
Jessika ist freie Texterin und Autorin.
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