Was Ihr Facebook-Profil über Ihre Persönlichkeit verrät

Junge Menschen mit Smartphones

Social Media wird in unserem Alltagsleben immer wichtiger. Bewerber für einen Job werden genauso anhand ihrer Onlineprofile analysiert wie potentielle Datingkandidaten. Gerade im Hinblick auf soziale Netzwerke sind die Stereotype vielfältig – vom sozial inkompetenten Nerd, der nur Onlinefreunde hat, bis hin zur narzisstischen Geltungssüchtigen, die jede noch so unwichtige Gegebenheit aus ihrem Leben online teilt. Die Facetten der einzelnen Persönlichkeiten sind vielgestaltig und sicherlich nicht immer eindeutig zu beurteilen. Aber eines ist gewiss: Noch bevor wir Menschen treffen, werden wir aufgrund unserer Onlineaktivitäten bewertet und in eine Schublade gesteckt. Nicht ganz zu Unrecht, wie aktuelle Studien zeigen.

Facebook-Profile zu analysieren und dazu auch noch zu wissen, welche Persönlichkeit die entsprechenden Personen haben, wird durch einen Fragebogen zum Fünf-Faktoren-Modell vereinfacht, den Facebook-User ausfüllen können. Dieser Fragebogen erfasst die Persönlichkeit auf den Dimensionen Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Diese Werte kann man mit den öffentlich sichtbaren Profilen der Nutzer in Zusammenhang bringen. Personen, die einen hohen Wert in der Dimension „Offenheit für Erfahrungen“ haben, lieben Abenteuer und Kunst und sind sehr kreativ. Ihre Facebookprofile fallen dadurch auf, dass sie viele Likes verteilen und auch eine höhere Zahl an Gruppenzugehörigkeiten haben. Dies scheint nicht verwunderlich, da ein kreatives und offenes Wesen natürlich auch einen reichen Fundus an Interessen aufweist. Personen, die im Bereich „Gewissenhaftigkeit“ einen hohen Wert erreichen, sind sehr organisiert und zuverlässig. Sie verteilen weniger Likes als andere und sind auch seltener Mitglieder in Gruppen. Dies lässt sich womöglich darauf zurückführen, dass sie ihre Aktivitäten besser organisieren und auch weniger häufig Facebook nutzen, um ihre Zeit optimiert für wichtigere Dinge zu nutzen. Die Dimension „Verträglichkeit“ wird in Zusammenhang mit freundlichem und kooperativem Verhalten gesehen. Bei dieser Persönlichkeitsdimension kann keine Korrelation mit Gruppenzugehörigkeiten, Anzahl der Freunde o.ä. festgestellt werden.

Viele Facebookfreunde = Superheld?

Personen, die sehr extrovertiert sind, liken über die Maßen viele Aktivitäten von Freunden und sind auch sehr aktiv in den Gruppen, denen sie angehören. Man könnte leicht den Schluss ziehen, dass bei Personen mit dem Grad der Extrovertiertheit auch die Anzahl der Freunde steigen. Dies ist allerdings nicht der Fall. Denn es zeigt sich, dass Personen, die bei Facebook nur über etwa 30 Freunde verfügen, im Schnitt äußerst extrovertiert sind. Dieser Wert fällt bis zu einer Anzahl von 100 Freunden ab. Personen, die bei Facebook etwa hundert Freunde haben, sind also am introvertiertesten. Das kann damit zusammenhängen, dass Extrovertierte ihre Bekanntschaften lieber im realen Leben machen und nicht online. Personen, die einen hohen Wert in „Neurotizismus“ aufweisen, sind emotional instabil, eher gestresst und nervös und neigen zu Depression. Sie verteilen mehr Likes als andere und haben auch mehr Gruppenzugehörigkeiten. Sie verhalten sich also ähnlich wie jene, die offen für neue Erfahrungen sind. Wobei hier interessant ist, dass der Neurotizismuswert mit der Anzahl der Freunde steigt. Er erreicht seinen Höhepunkt bei etwa 200 Freunden. Man sollte sich also keineswegs von vielen Facebookfreunden blenden lassen. Sie sind eher ein Indiz für sehr introvertierte, emotional labile Persönlichkeiten.

Facebook und die gläserne Persönlichkeit

Wie aktuelle Studien zeigen konnten, sagt das Facebookprofil einiges über einen aus. Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an, was MAN mag oder mit wem man befreundet ist. Es sind vielmehr die Aktivitäten und die Anzahl der Freunde, die Aufschluss darüber geben, wer man eigentlich ist. Von wem sollte man also lieber die Finger lassen? Gerade bei der Häufigkeit der Facebooknutzung in Form von Likes und Gruppenaktivitäten lässt sich hier kein schnelles Urteil fällen. Es kann ein Indiz für einen offenen, kreativen Menschen sein. Es kann aber auch sein, dass jemand, der Facebook intensiv nutzt, emotional labil ist. Die Anzahl der Freunde hingegen ist ein weitaus besserer Gradmesser. Sie sollte nicht zu hoch liegen. Am besten maximal bei 100 Freunden, da Personen, die mehr Facebookfreunde haben, eher eine labile Persönlichkeit aufweisen.

Allerdings ist fraglich, inwieweit die gefundenen Muster stets auf alle Nutzer zutreffen. Insbesondere wenn man verschiedene Persönlichkeitskombinationen betrachtet, könnte sich ein weitaus komplexeres Bild ergeben. Ein interessanter Aspekt wäre auch die Frage, welche Persönlichkeiten einem andauernd Freundesanfragen schicken, obwohl man sie überhaupt nicht kennt. Zudem bleibt weiterhin ungeklärt, ob man auch Urteile über Personen treffen kann, die sich den sozialen Netzwerken ganz verschließen: Technikfeindliche Naturfreunde, sozial verklemmte Einzelgänger oder paranoide Personen mit Verfolgungswahn? Die Stereotype sind also auch hier reich gesät. Oder wie wäre es mit einem sozial aufgeschlossenen Menschen, der seine Freunde lieber im echten Leben trifft? Ein erfolgreicher Geschäftsmann, der das Internet nur beruflich nutzt? Dies zeigt, dass man sich über Personen, die man nicht kennt, nicht zu vorschnell ein Urteil bilden sollte. Testen Sie die Erkenntnisse aus der Studie doch einmal an Ihrem eigenen Profil. Wie viele Freunde haben Sie? Wie oft interagieren Sie auf Facebook? Finden Sie sich in den fünf Persönlichkeitsdimensionen wieder?

Quelle:

Bachrach, Yoram; Konsinski, Michal; Graepel, Thore; Kohli, Pushmeet; Stillwell, David (2012): Personality and patterns of Facebook usage. In: WebSci 2012, S. 24-32.

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