Narzisstische Personen sind besonders selbstbezogene und von der eigenen Großartigkeit überzeugte Menschen. Diese wirken auf ihre Mitmenschen oftmals überheblich und arrogant. Die Unbeliebtheit der Narzissten wird zudem durch ihren Mangel an Empathie und ihr Streben nach der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, auch wenn andere dadurch Nachteile erleiden, verstärkt. Doch es gibt auch Situationen, in denen Narzissten äußerst beliebt sind.
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung gehört – wie der Name schon sagt – zu den Persönlichkeitsstörungen. Menschen mit Persönlichkeitsstörung zeigen starre und unflexible Verhaltensmuster. Sie können sich entgegen gesunden Menschen nicht wechselnden Situationen anpassen. Für gewöhnlich fallen diese Personen aufgrund ihres nicht normgerechten Verhaltens auf. Die meisten Menschen mit Persönlichkeitsstörung sehen ihr Verhalten als normal an und landen oftmals erst beim Psychologen, wenn sie unter anderen Problemen, wie z.B. einer Depression leiden.
Eine Person mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung zeichnet sich für seine Mitmenschen in erster Linie dadurch aus, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten total überschätzt und stets nach Anerkennung strebt. Dazu gehört auch, dass die Erfolge anderer entsprechend heruntergespielt und eigene Arbeiten übertrieben wichtig oder aufwendig dargestellt werden.
Klassifizierung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)
Laut ICD-10 müssen Personen fünf der folgenden neun Kriterien erfüllen, um an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu leiden:
1. Die eigenen Leistungen werden übertrieben und es wird erwartet, dass die eigenen Leistungen als bedeutend wahrgenommen werden.
2. Es findet eine intensive Beschäftigung mit Phantasien unbegrenzter Macht, Schönheit oder idealer Liebe statt.
3. Es zeigt sich eine Überzeugung, einmalig zu sein und nur von ebenso besonderen Menschen verstanden zu werden.
4. Es wird nach grenzenloser Bewunderung gestrebt.
5. Es liegt eine unangemessene Anspruchshaltung mit Erwartung von besonders günstiger Behandlung oder sofortiger Erfüllung der Erwartungen vor.
6. Zwischenmenschliche Beziehungen und andere Menschen werden zum eigenen Vorteil ausgenutzt.
7. Gefühle und Bedürfnisse anderer werden nicht erkannt und es liegt ein Mangel an Emphatie vor.
8. Einerseits ein Neid auf andere, aber andererseits auch die Überzeugung, von anderen beneidet zu werden.
9. Es zeigen sich arrogante Verhaltensweisen und Attitüden.
Menschen, die mindestens fünf der oben genannten Kriterien erfüllen, haben mit großer Wahrscheinlichkeit eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Es gibt auch Personen, die narzisstische, selbstbezogene Züge aufweisen und deswegen in unserem Alltag als „Narzissten“ bezeichnet werden, aber nicht unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden.
Narzissten beliebter als gedacht
Generell sind Personen, die unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, eher unbeliebt. Sie sind selbstbezogen und kritisieren und manipulieren ihre Mitmenschen. Doch in der Phase des ersten Kennenlernens scheinen Narzissten einen sehr positiven Eindruck bei uns zu hinterlassen, wie aktuelle Studien, die an der Universität Mainz durchgeführt wurden, zeigen.
STUDIE
Diese Erkenntnisse haben natürlich weitreichende Auswirkungen auf viele Bereiche unseres Lebens. Stellen Sie sich z.B. vor, dass ein Narzisst für die Besetzung einer Stelle Ihnen vorgezogen wird, weil er im ersten Moment sehr viel kompetenter wirkt. Oder denken Sie sich eine Gruppe von Menschen, aus denen Sie sich einen Partner für ein Projekt auswählen müssen. Wen würden Sie lieber wählen, den selbstsicheren, humorvollen Herrn, der alle in seinen Bann gezogen hat, oder das stille Mauerblümchen, das nicht viel gesagt hat? Sicherlich keine leichte Entscheidung, wenn man bedenkt, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann.
Quellen:
Dilling, H.; Mombour, W.; Schmidt, M.H. (2013): Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien.
Back, Mitja D.; Schmukle, Stefan C.; Egloff, Boris (2010): Why Are Narcissists so Charming at First Sight? Decoding the Narcissism–Popularity Link at Zero Acquaintance. In: Journal of Personality and Social Psychology (98), S. 132-145.
Jessika ist freie Texterin und Autorin.
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